Das Vorsatzblatt des 10teiligen Radierzyklus', in kleiner Auflage unter Einbindung von Bleisatz für das entsprechende Textstellenzitat gedruckt
„Wendelin ... rührte das Tamtam...“ Der „erzene Lärm“ des Gongs wird ebenso wie die ausholende Bewegung und eine der Geschichte eigene unterschwellig spürbare Erregung sichtbar gemacht.
Das Geschwisterpaar betritt den Bildraum wie eine Bühne. Die Treppe mag an Dekor der Gründerzeit und des Jugendstils erinnern, die ich mit der Erzählung verbinde.
Familienritual: Frühstück und Gesprächsaustausch über das Tagesgeschehen, Siegmund und Sieglind etwas isoliert rechts, Beckerath im Begriff, sich zu setzen, angedeutet
Siegmund inmitten des ihn umgebenden aus Wohlstand resultierenden Chaos vor dem Spiegel, sich für den Abend schön machend - oder wie heute gesagt würde: sich stylend
Zoom: Der Raum ist vage angedeutet, Strukturen, mit Pinsel oder Radiernadel aufgesetzt, sind verwirrend vielgestaltig, auch Symbole für Siegmunds eigene Verwirrung oder Unentschiedenheit.
Zoom 2: Die Radierung ermöglicht, auf unterschiedlichste Weise erzeugte Strukturen im Kupfer oder Zink des Druckträgers festzuhalten, die im Druck trotz verschiedener Gestalt vereinheitlicht erscheinen.
Zitat: „Rings um den taktfest hurtigen Hufschlag ihrer Pferde, um die lautlose Geschwindigkeit ihres Wagens (...) gellte und dröhnte das Triebwerk des großen Lebens.“
Fortsetzung Zitat: „Und abgeschlossen davon, weichlich bewahrt davor, saßen sie still in den gesteppten, braunseidenen Polstern, – Hand in Hand.“
Bist du krank? ist die Frage, die Sieglinde vor dem Inzest stellt. Ist sie ahnungslos? Ist Siegmund krank? Oder ist die Beziehung der beiden als normal, tolerabel und der Schluss der Erzählung als „Ausrutscher“ zu werten?
Geschwisterliebe ist ein weiter Begriff. Hier eine weitgehend abstrahierte Darstellung der davon am Ende von Wälsungenblut vorgestellten Version.
Aufgewacht: Was wird nun aus dem Mann, dem Sieglind die Ehe versprochen hat?
Siegmund nach dem Akt, ratlos achselzuckend. Hier ein früher Zustand der Radierung, d. h. die Platte wurde noch nicht so oft verletzt und geätzt wie im nächsten Bild.
Späterer Zustand der Radierung, mehr Strukturen, mehr Gesichtsdetails zeigen den jungen Siegmund als durch das „erste Mal“ gereiften Menschen, nicht ohne Bitterkeit.
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